Bei Tageslicht betrachtet ist unser erster echter Zeltplatz doch etwas dichter an den nächsten Häusern als das letzte „Lager“, dafür scheint er aber unter Einheimischen auch als solcher etabliert zu sein.
Gleich nach der Abfahrt gegen halb zehn (vorher ausführliches filmen und durchchecken der Vitalparameter der Rostlauben) kommt ein Text von Moni aus Sibiu — ich hatte ihre Email-Adresse noch richtig im Kopf gehabt. Leider ist sie an der Arbeit und hat zu wenig Frühstückspause, um sich mal eben zu treffen.
Naja, zum nächsten Transsylvania-Calling Festival dann, denn schon wegen der Landschaft kann man durchaus nochmal kommen.
Durch die Karpaten geht es weiter über zweispurige Bergstraßen und zuletzt auch Autobahn nach Bukarest, wo irgendwer (nachher will’s keiner gewesen sein) auf die Idee kommt, in die Stadt zwecks Besichtigung von irgendwas reinzufahren. Besichtigen tun wir dann bloß die rumänischen Straßenverkehrsgepflogenheiten, während wir den Weg aus der Stadt raus Richtung Süden suchen. Bukarest ist wirklich nur was für hargesottene Fans der Ostblockarchitektur. Damit haben wir aber schon wieder viel Zeit verloren und kommen erst gegen Abend in die Grenzstadt Giurgiu und über die Donau nach Bulgarien. Die Schrift wird kompliziert und die Straßen schlaglöchrig, was aber allgemein als willkommene Gelegenheit zum fluchen und sich-auf-Sibirien-vorbereiten gesehen wird. Von den, wie man hört, spektakulären bulgarischen Gebirgen bekommen wir wegen hereinbrechender Dunkelheit nur das mit, was einem Motor und Getriebe vermitteln, aber immerhin hat Bulgarien dank verbreiteten Verbrennens von großen Mengen obskuren und wahrscheinlich giftigen Zeugs auch sehr spektakuläre Sonnenuntergänge.
Wegen Plansoll-Untererfüllung in Sachen vorwärtskommen wird beschlossen, nachts erstmal eine Weile weiterzufahren und möglichst die türkische Grenze noch zu erreichen. Auch dieser Plan erweist sich wie üblich als etwas zu optimistisch und gegen halb zwei morgens suchen wir uns eine Wiese etwas abseits der Straße in der Nähe von Harmanli.
Nach dem Zeltaufbau ist immerhin noch Zeit für ein paar der mitgeführten Budweiser. Dabei stellen wir fest, dass in der Nähe offenbar niemand gerade Zeug verbrennt und der Sternenhimmel deswegen wunderbar klar ist. Der Große Wagen ist seltsamerweise nicht aufzufinden. Wir spekulieren über die Gründe dafür und kommen überein, auf eine Anzeige zu verzichten.
Kilometerstand: 113003 ~ 2145 km gefahren