TRANSKONTINENTALER INTERSTATE-HIGHWAY?
In Novosibirsk waren wir auf die Transkontinentale abgebogen. Kurz vorher kam es zur beschriebenen Schrecksekunde als die zweispurige Straße ohne Ankündigung plötzlich im Nichts endete. Wir wendeten. Die dicke Bodenwelle und der Schlammweg nach der Asphaltgrenze waren für uns unpassierbar. Jetzt haben wir gerade 20 Kilometer Straße solcher Qualität hinter uns. Das meiste für die Micras eigentlich nicht machbar – es gibt aber keinen anderen (bzw. keinen besseren) Weg nach Irkutsk. Da müssen wir durch. Das meiste geht nur im Schrittempo – trotzdem sitzen wir ständig auf. Ölwannenschutz und v.a. der frisch befestigte Auspuff sind die Chefdiplomaten zwischen uns und der „Straße“. Sie nehmen am häufigsten und lautstärksten Kontakt auf.
Die letztens beschriebenen Pisten Nordostkasachstans verblassen im Gegensatz hierzu als harmlose Blumenkinder bei Sonnenschein. Hier handelt es sich um bereits ausgewachsene Dreckspisten. Da „Piste“ trotzdem noch nach Schnellfahren klingt, müssen wir uns eine andere Bezeichnung ausdenken.. selbst zu Fuß wären diese Wege kein Spass. Die Löcher und Wellen sind z.T. so heftig, dass sich selbst die Lastzüge trotz ihrer großen Raddurchmesser nur langsam entlang quälen können. Selbst mit einem Jeep könnte man hier nicht so leicht durchfahren. Ab Kategorie Traktor könnte es anfangen Spass zu machen.
Bei halbem Schrittempo kratzt und schleift es an unserem Unterboden, ein Wunder, dass der Topf noch hält. Am Straßenrand steht ein Junge der für jedes vorbeifahrende Auto betet und anschließend die Hand aufhält. Willkommen auf der Transkontinentalen, DER Hauptverbindungsachse zwischen Wladiwostok und Moskau.
Mittlerweile ist’s etwas besser geworden – zwischen den Schlägen durch die Löcher kommt unvermittelt ab und an ein Stück bestens ausgebaute Asphaltstraße (Ich erinnere an die Einfahrt des Sultans von Brunei). Wir kommen besser voran – der Nachteil: Kommt jetzt ein Loch oder eine Stelle asphaltfreie Schlammwüste, ist unsere Eintrittsgeschwindigkeit viel höher und die Schläge noch heftiger.
450 Kilometer haben wir heute geschafft. Nicht schlecht eigentlich, haben wir doch für die letzten 100 Kilometer etwa 5 Stunden gebraucht. Insgesamt waren wir 12 Stunden unterwegs.